Glas- und Edelstahlbehälter statt Plastikverpackungen

Wenn Plastik auf den Tisch kommt – Unsichtbare Chemikalien, sichtbare Wirkung

Ob Joghurtbecher, Frischhaltefolie oder Folienverpackung – wir vertrauen darauf, dass Verpackungen unsere Lebensmittel schützen. Doch oft gelangen Chemikalien aus diesen Materialien als sogenannte «blinde Passagiere» in unser Essen. Das AefU-Magazin Oekoskop zeigt in seiner aktuellen Ausgabe, dass hunderte potenziell migrierende Substanzen gesetzlich kaum geprüft oder reguliert sind.Die Zahl der Food Contact Chemicals (FCC), also Stoffe, die in Materialien mit Lebensmittelkontakt vorkommen können, wird auf über 100 000 geschätzt. Viele davon sind NIAS (nicht absichtlich hinzugefügte Substanzen), über deren gesundheitliche Wirkung wenig bekannt ist. Auch Recyclingplastik kann Kontaminanten anreichern und Materialschäden verursachen, während die Schweizer Marktkontrolle oft nicht über ausreichend Ressourcen verfügt, um diese komplexen Stoffgemische zu überwachen. (Oekoskop, S. 7–12)

Migration – Wie Stoffe ins Essen gelangen

Migration bezeichnet den Prozess, bei dem chemische Bestandteile aus Verpackungen in Lebensmittel übergehen. Temperatur, Fettgehalt, Säure und Lagerdauer beeinflussen die Geschwindigkeit und Menge dieser Übertragung. Besonders kritisch ist, dass viele Verpackungen aus mehreren Materialien bestehen – etwa Kunststoffe, Klebstoffe, Druckfarben oder Metallbeschichtungen – die ebenfalls migrieren können. (Oekoskop, S. 8–11)

PFAS – langlebige Stoffe mit Risiko

PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und zählen zu den langlebigsten Chemikalien («Ewigkeitschemikalien»). Sie finden sich in Feuerlöschschaum, Antihaftbeschichtungen, wasserabweisender Kleidung, beschichteten Papieren, Kunststoffen, Kosmetika und Elektronik. Besonders in Outdoor-Kleidung und Imprägniermitteln sind sie weit verbreitet. (BAFU)

PFAS gelangen bereits während Herstellung, Nutzung und Entsorgung in die Umwelt. In der Schweiz wurden an über 550 Messstellen PFAS in Grund- und Oberflächengewässern nachgewiesen. Über Nahrung, Trinkwasser und Bodenpartikel gelangen sie in den menschlichen Körper. Die Schweiz plant verbindliche Grenzwerte für PFAS in Lebensmitteln (z. B. Fleisch, Fisch, Eier) und möchte den Einsatz auf notwendige Anwendungen beschränken. Die Zerstörung von PFAS erfordert Temperaturen über 1 100 °C, was nur in speziellen Anlagen möglich ist. (BAFU, Admin.ch)


Ursprung von PFAS in Lebensmitteln. Bildmaterial © Eurofins

PFAS in Lebensmitteln

Neue Analysen zeigen, dass PFAS in verschiedenen Lebensmitteln vorkommen. In Untersuchungen durch Eurofins Schweiz wurden in mehreren Fisch- und Innereienproben PFAS nachgewiesen; auch Eier und Milch zeigten Rückstände. Gemüse war seltener betroffen, aber nicht frei von PFAS. Auch Trinkwasser kann PFAS enthalten, die über Verpackungen, Böden und Grundwasser in den menschlichen Körper gelangen. Besonders Kinder sind empfindlicher, da geringe Mengen langfristige gesundheitliche Risiken bergen können.


*Diese Analysen werden in einem akkreditierten Labor innerhalb des Eurofins-Labornetzwerks durchgeführt. Die Liste ist nicht abschliessend.
Bildmaterial: © Eurofins

🧭 Praktische Tipps für den Alltag

  • 🥛 Glas & Edelstahl statt Plastik: Für Vorrat, Aufbewahrung und Transport.
  • 🔥 Keine Hitze in Plastikbehältern: Mikrowelle oder Warmhalten vermeiden.
  • 🔎 BPA- und PFAS-freie Produkte wählen: Verpackungshinweise beachten.
  • 🛒 Unverpackt & lose kaufen: Lebensmittel kommen so gar nicht erst mit Plastik in Kontakt.
  • 📢 Transparenz einfordern: Herstellern Informationen über Inhaltsstoffe abverlangen, politische Initiativen unterstützen.
  • 🥩 Tierische Produkte bewusst konsumieren: Fleisch, Innereien, Milch und Eier je nach PFAS-Belastung reduzieren.
  • 📱 Produkttests nutzen: Apps wie ToxFox helfen, gefährliche Produkte zu erkennen.
  • 💧 Trinkwasserqualität prüfen: Herkunft und Filter beachten, ggf. alternative Quellen nutzen.

Warum das Thema relevant ist

Unsere letzte Newsletter-Ausgabe hat gezeigt, wie viel Plastik wir im Alltag vermeiden können. Der neue Fokus auf unsichtbare Chemikalien erweitert die Diskussion: Es geht nicht nur um sichtbaren Abfall, sondern auch um das, was wir unbewusst mitessen.

Fakten aus der Schweiz & dem Oekoskop

  • Über 100 000 Substanzen können in Verpackungsmaterialien enthalten sein. (Oekoskop, S. 7)
  • Viele davon sind NIAS – nicht absichtlich zugesetzte Stoffe. (Oekoskop, S. 7)
  • Recycling kann Kontaminanten anreichern und Mikroplastik freisetzen. (Oekoskop, S. 8)
  • Die Marktkontrolle in der Schweiz ist kantonal organisiert und steht vor Herausforderungen. (Oekoskop, S. 12)

Schlussgedanke

Das Oekoskop erinnert uns: Plastik ist nicht nur sichtbarer Abfall – es ist ein komplexes chemisches System, das auch in uns wirken kann. Bewusstsein ist der erste Schritt, kluge Entscheidungen der zweite. Gemeinsam können wir Einfluss nehmen – nicht mit Angst, sondern mit Verantwortung für Gesundheit und Umwelt.

Plastikfasten