Aus der Süddeutschen Zeitung:
Zehn Flüsse befördern weltweit mit großem Abstand den meisten Plastikmüll ins Meer. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in einer umfassenden Studie. Die Wissenschaftler werteten Daten über die Verschmutzung von 1350 Flüssen weltweit aus. Dabei entdeckten sie, dass die Belastung mit Plastikteilchen extrem ungleich verteilt ist. Demnach transportieren nur zehn Flusssysteme rund 90 Prozent des Plastiks, das jedes Jahr aus Flüssen ins Meer gelangt.
In der Hitliste der Schande sind acht asiatische Gewässer vertreten. Das meiste Plastik spülte der Jangtse-Fluss in die Weltmeere, schreiben die Wissenschaftler im Fachmagazin Environmental Science & Technology. Der längste Fluss Asiens fließt vom Hochland Tibets aus ins Ostchinesische Meer, dabei passiert er Megastädte wie Chongqing oder Shanghai.
Bis zu vier Millionen Tonnen Plastik aus zehn Flüssen
Am zweitschlimmsten für die Plastikbelastung der Weltmeere ist der Indus, der in Pakistan ins Arabische Meer mündet, auf Platz drei folgt der Gelbe Fluss Chinas. Die einzigen nichtasiatischen Flüsse in der Liste sind der Nil und der Niger. Die übrigen der zehn schlimmsten Flüsse sind der Haihe (China), der Meghna in Indien und Bangladesch (zu diesem Flusssystem werden auch Ganges und Brahmaputra gerechnet), der Perlfluss (China), der Amur (Russland, China), und der Mekong (u.a. Thailand, Laos, Vietnam, Kambodscha).
Das Gesamtgewicht der Plastikteilchen, die alle Flüsse ins Meer befördern, schätzen die Forscher auf bis zu vier Millionen Tonnen pro Jahr. Das wäre etwa die Hälfte der Gesamtmenge an Plastik, die nach aktuellen Schätzungen jährlich in die Ozeane gelangt. Der Rest wird beispielsweise vom Wind ins Meer geweht, oder gezielt hineingekippt. Allerdings seien die Mengen sehr schwer zu berechnen, erklären die Hydrologen. Als Untergrenze geben sie 400 000 Tonnen jährlich an, die aus Flüssen ins Meer gelangen. „Für viele Flüsse fehlen verlässliche Daten über die Plastik-Belastung, daher ist die Bandbreite so groß“, sagt Christian Schmidt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, der die Studie geleitet hat. Im Fachmagazin Nature Communications hat eine andere Forschungsgruppe vor kurzem ähnliche Werte ausgerechnet. Die Wissenschaftler schätzen in dieser Studie, dass jährlich zwischen 1,15 und 2,41 Millionen Tonnen Plastik aus Flüssen ins Meer gelangen.
Erstaunlich sei, dass große Flüsse wie die Donau und der Rhein verhältnismäßig viel Plastik transportieren, sagt Schmidt. Dies liege einerseits wohl an einer häufig sehr dichten Besiedlung entlang der großen Ströme. „Größere Flüsse scheinen Plastikpartikel auch besonders effizient zu transportieren, kleinere halten sie eher zurück“, sagt Schmidt. Daher sei der Plastik-Eintrag von breiten Strömen wie dem Jangtse, wo noch dazu viele Menschen leben, besonders gravierend.
So alarmierend die Ergebnisse sind, die Umweltforscher sehen auch Hoffnungsschimmer. Weil einige Gewässer für das Gros des Kunststoffmülls verantwortlich sind, seien Gegenmaßnahmen dort auch besonders effizient. Gelänge es, in den zehn Flüssen den Eintrag von Plastikmüll jeweils um die Hälfte zu senken, würde das auch die Meere enorm entlasten.
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