Ein Angebot von Gemeinwohl-Ökonomie Schweiz/
ECOnGOOD Switzerland

für kritische Konsumentinnen und Konsumenten

Newsletter September 2025



Hallo lieber Leser, liebe Leserin

Heute vermitteln wir im Schwerpunkt wertvolles Wissen über Kunstfasern und Mikroplastik im Zusammenhang mit Textilien. Vertieftes Verständnis hilft uns, gezielt Plastik zu reduzieren und unsere Mitwelt zu schonen. Lass uns wissen welche Erfahrungen du damit machst - im PLASTIKFASTEN-Blog.
Die Gemeinwohl-Ökonomie Schweiz (www.econgood.ch) mit ihren vier Grundwerten Menschenwürde, Solidarität und soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Demokratie unterstützt mit PLASTIKFASTEN verantwortungsbewusste Konsument*innen. Wir wünschen gute Lektüre!



Aktuelles

Plastikabfall-Export

Wir hatten im letzten Newsletter über den Export von Alttextilien nach Ghana berichtet. Trotz EU-Verboten floriert der Plastikmüllexport aus Europa weiter. Gemäss statista auf youtube waren es über 1,1 Mio Tonnen im Jahre 2023. Der Naturschutzbund DE schreibt: "Wenn Kunststoffmüll aus Deutschland in zertifizierte Recyclinganlagen im Ausland exportiert wird, kann dies an die eigene Recyclingquote angerechnet werden. Die Nachweis- und Kontrollsysteme sowie die Recyclinginfrastruktur in den Zielländern sind jedoch oftmals mangelhaft, sodass nur ein Teil der Abfälle tatsächlich recycelt wird."
Der preisgekrönte Journalist Alexander Clapp ist diesen Abfallströmen und Machenschaften hartnäckig nachgegangen. Am 24. Sept. 2025 gibt er sein neues Buch «Der Krieg um unseren Müll – Abgründe eines globalen Milliardengeschäfts» heraus.
Siehe auch: infosperber.ch

Globales Plastikabkommen in Genf (Global Plastics Treaty)

Photo: stockshop
Am 15.08.2025 gingen die UN-Verhandlungen um ein weltweites Plastikabkommen (gegen die weltweite Plastikverschmutzung) zu Ende. Die globalen Bemühungen, welche schon seit drei Jahren versuchen, die zunehmende Vermüllung auf der ganzen Erde einzudämmen, scheiterten auch in dieser fünften Verhandlungsrunde. Bis heute ist kein Plastikabkommen zustande gekommen. Die Positionen der über 100 reformwilligen Länder, darunter auch der Schweiz gegenüber denjenigen der erdölexportierenden Länder und der Plastik produzierenden Konzerne liegen zu weit auseinander. Die US-Regierung hatte z.B. schon im Vorfeld angekündigt, keinen Vertrag zu akzeptieren, welcher der amerikanischen Wirtschaft schaden könnte. Das zur Endabstimmung vorliegende Vertrags-Dokument war so verwässert, dass es auch von vielen NGOs abgelehnt wurde. Quellen: SRF; greenpeace
Verlierer sind die Millionen Meerestiere, die weiterhin jedes Jahr duch Plastik im Meer ums Leben kommen. Ebenso viele Bewohner*innen Asiens und Afrikas, welche an manchen Orten im Plastikmüll fast ertrinken und deren Umwelt besonders stark mit Abfall kontaminiert wird. Schliesslich sind es die Menschen auf der ganzen Welt, welche zunehmend unter Mikroplastik und schädlichen Plastikinhaltsstoffen in der Atemluft und in den Lebensmitteln leiden. Siehe z.B. science direct (engl.)
"Die Menschheit bleibt Kunststoff-Giften weiterhin schutzlos ausgeliefert." schreibt z.B. Infosperber.
Wir von Plastikfasten glauben allerdings, dass wir als Konsument*innen mit unseren täglichen Kaufentscheiden sehr wohl Einfluss nehmen können auf die Menge produzierter und zum Verkauf stehender Produkte mit Kunststoff-Komponenten. Auch indem wir uns darüber austauschen. Im Blog ist Platz für deine Erfahrungen.

Ewigkeitschemikalien (PFAS) und Gesundheit

PFAS (Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen) können trotz einzelner Verbote immer noch in vielen Alltagsprodukten enthalten sein, z.B. in wetterfesten Outdoor-Kleidern, Schuhen, Imprägnierungssprays, Farben und Lacken, Skiwachs, Fussbodenbeschichtungen, fettabweisendem Koch- und Backgeschirr, fettabweisenden Verpackungen, Kosmetika, Zahnpasten, Zahnseiden, Rasierschäumen. Medikamenten etc.
Siehe z.B. Online-Ratgeber SKS.
Der Verein Aerzte für Umweltschutz AefU hat nun im Juni auf seiner Website eine Beurteilung der Risiken im Zusammenhang mit PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) veröffentlicht, auf die wir euch hier gerne hinweisen: PFAS (AefU).
Dänemark verbietet demnächst 23 PFAS-haltige Pestizide, weil sie Gesundheitsrisiken bergen und TFA (Trifluoressigsäure) freisetzen. Auch diese baut sich praktisch nicht ab, breitet sich in den Gewässen und den Böden aus und stellt somit ebenfalls ein Risiko für Mensch und Natur dar. Dänemark greift damit der EU vor.
Quelle: Pesticide Action Network (engl); Umweltbundesamt (DE).

Trifluoressigsäure wurde inzwischen gemäss SRF auch in vielen Grundwasserproben in der Schweiz gefunden (siehe Grafik). Die Schweiz wartet jedoch mit Massnahmen noch ab. Siehe Antwort auf Interpellation Glättli

Grafik: BAFU: Orte mit überdurchschnit-tlicher TFA-Belastung über 1 Mikrogramm/Liter

Vertiefung: Kleider / Textilien

Foto: stockshop

Das Problem

Die meisten Kleider verlieren beim Tragen und vor allem beim Waschen feine Fasern. Diese landen zum Teil in der Wohnung, im Abwasser oder in der freien Natur. Naturfasern im Abwasser oder in der Natur bauen sich relativ rasch wieder ab und können sich wieder in die Natur "eingliedern". Kunstfasern stellen dagegen für unser natürliches Umfeld ein Problem dar, indem sie für den Abbau je nach Material dutzende bis hunderte Jahre benötigen. Viel davon landet, meist nicht mehr sichtbar, im Klärschlamm, im Erdreich, in Gewässern, deren Sedimenten und im Meer. Die Fasern werden durch die Gewässer und die Winde verteilt und geistern als Mikroplastik oder Nanoplastik in der ganzen Welt herum. Neben Reifenabrieb gehören Textilfasern zu den grössten Quellen für Mikroplastik. Jährlich gelangen so 0,2 bis 0,5 Mio Tonnen in die Umwelt und machen etwa 35% des weltweiten primären Mikroplastiks aus. Siehe z.B. Sience (engl.), Eionet-Portal (engl.), Wasser3.0 oder OECD Global Plastics Outlook (engl.)

Die Kleiderbranche ist zudem wegen der Exzesse mit Fast Fashion stark unter Druck geraten. Vor allem die damit verbundene Qualitätsabnahme und das rasante Anwachsen der Altkleider- und Abfallmengen laufen den Nachhaltigkeitsbemühungen komplett entgegen.
Die Probleme mit der Verwertung von Alttextilien sind erkannt; diese zu lösen ist gemäss SRF eine Mammut-Aufgabe. Eine geschlossene Kreislaufwirtschaft ist nicht in Sicht (siehe z.B. auch Artikel in 20min). Auf verschiedenen Ebenen sind Änderungen, neue Regelungen, Methoden und Produkte in Bearbeitung, um dem Problem mit Altkleidern und Textilabfällen zu begegnen.

Die wichtigstenTextilfasern

Die wichtigsten natürlichen Fasern:
Wolle
(vom Schaf, Angora-Ziege , Angora-Kaninchen u.a.)
Alpaka-Wolle (Wolle vom Alpaka-Kamel)
Seide (aus dem Cocon der Seidenraupe)
Baumwolle (aus Samenhaaren der Bauwollpflanze; Cotton)
Leinen (aus den Stengeln der Flachspflanze)
Jute (Faser aus der rundkapseligen Jute/Corchorus capsularis)
Hanf (aus dem Bast des Stängels der Hanfpflanze)
Ramie Chinaleinen/Chinagras (Faser aus Ramie/Boehmeria nivea)
Wollfleece Jacke aus Bio-Merinowolle,
(Bild: Hess-Natur)
Jute-Einkaufstasche:
(Bild: textilgrosshandel.eu)
Die wichtigsten chemisch modifizierten Fasern:
Viskose / Modal / Lyocell (aus Holz bzw. Cellulose hergestellt)
Celluloseacetat (aus Holz bzw. Cellulose und Essigsäure hergestellt)

Die wichtigsten synthetisch Fasern:
Polyamide (Handelsnamen: Nylon, Perlon)
Polyurethan (Handelsnamen: Elastan, Lycra, Dorlasthan)
Polyacrylnitril-Fasern (Handelsnamen: Dralon, Dolan, Orlon, Crylor)
Polyester (Handelsnahmen: Trevira, Polymilchsäure bzw. PLA*)

*PLA gibt es seit kurzem auch biobasiert. Da diese aber aus industriell​em Anbau von z.T. gentechnisch verändertem Mais oder Zuckerrohr stammt, und die Nahrungsmittelproduktion konkurrenziert, sehen wir diese Faser nicht als sinnvollen Ersatz für Naturfaserstoffe an.
Eine Liste mit etwas mehr Infos findest Du z.B. unter wissen.de oder europa-lehrmittel.de

Die Bezeichnung 'Mikrofaser' beschreibt nicht ein bestimmtes Material, sondern nur die (besondere) Feinheit der Faser; meist steckt aber Polyester dahinter.

Vom Standpunkt der Abbaubarkeit in der Umwelt sind die natürlichen Fasern eindeutig im Vorteil. Synthetische Fasern sind nicht bio-abbaubar und daher Fremdkörper in der Umwelt. (Auch biobasierte PLA/Polyester ist nur in industriellen Kompostieranlagen! abbaubar). Wir sollten deshalb synthetische Fasern möglichst meiden.

Foto: Leinenkrepp >

Vieles ist in Bewegung

  • Im Jahr 2026 tritt in der EU die erweiterte Produzentenverantwortung in Kraft. Diese soll verhindern, dass Berge von Textilien verbrannt oder in ärmere Länder exportiert werden. Die Schweiz muss dann wahrscheinlich nachziehen. Einerseits ist die Branche selbst aktiv geworden, andererseits soll das neue Schweizer Umweltschutzgesetz die Kreislaufwirtschaft fördern. Es gibt allerdings noch ein paar offene Fragen, wie das genau gemacht werden soll.
  • Recycling: Die NGO 'Public Eye' fordert und der Bundesrat prüft eine vorgezogene Recyclinggebühr auf Textilien. Ob ein Zuschlag wie vorgesehen von ca. 20 Rappen auf ein T-Shirt allerdings das Kundenverhalten massgeblich beeinflusst, sei dahingestellt. watson, SRF.
  • Das Recycling von Altkleidern ist eine schier unlösbare Aufgabe. Kleider aus verschiedenen Fasern, oft mehrere gemischt im gleichen Artikel, landen in der Altkleidersammlung. Es wird seit Jahren daran getüftelt, wie solche Kleider zu recyceln sind. Beim mechanischen Recycling, welches für Naturfasern am ehesten geeignet ist, werden die Fasern während des Prozesses kürzer, weshalb die Recyclate nicht mehr der Ausgangsqualität entsprechen, so dass man von Downcycling sprechen sollte. Siehe auch SWISS TEXTILES.
  • Die Firma Tell-Tex AG plant trotzdem die schweizweit erste Anlage für industriell-mechanisches Textilrecycling. Die geplante Anlage im Ostschweizer St. Margrethen soll künftig gebrauchte und nicht mehr tragbare Alttextilien vollautomatisch sortieren und anschliessend mechanisch recyclen. Siehe: Tell-Tex AG
  • Seit ein paar Jahren sind auch chemische Recyclingverfahren (u.a. für Polyester) in der Entwicklung. Hier werden die Fasern in ihre chemischen Grundbausteine zerlegt, welche dann wieder (zu Polyester) "zusammengesetzt" (polymerisiert) werden können. Letzteres entspricht dann etwa einer Neuherstellung, aber es fallen bei der vorangehenden Spaltung auch Nebenprodukte an, so dass es sich auch hier nicht um einen 100%igen Kreislauf handelt. Diese Verfahren scheinen gegenüber Verunreinigungen toleranter zu sein, aber es ist auch noch relativ wenig über Nebenprodukte und Risiken zu erfahren. Eine wichtige Frage ist z.B., was mit problematischen Zusatzstoffen im Ausgangsmaterial passiert. Die verfügbaren Ökobilanzen weisen gegenüber einem mechanischen Recycling schlechtere Werte auf, scheinen aber immer noch besser zu sein als bei einer Verbrennung in KVAs. Solche Verfahren sind bezl. Wirtschaftlichkeit auch oft noch zweifelhaft und kommen allenfalls für (verunreinigtes) Mischplastik in Frage, wenn mechanisches Recycling nicht anwendbar ist. Siehe swissrecycle: Umweltbundesamt DE; plasticeurope
  • Etwas zukunftsträchtiger sind voraussichtlich enzymatischen Recyclingmethoden, welche bei rel. niedrigen Temperaturen mit spezialisierten Enzymen Polyesterfasern in ihre Monomere aufspalten können, welche reinere Rezyklate liefern sollen. Siehe z.B. Fa.Carbios; Wissenschaft.de
  • Es wird im Textilbereich in Forschungslabors, Startups und innovativen Firmen viel und (teilweise vielversprechend) geforscht und experimentiert.
    Beispiele: siehe auch SRF,
    > Recycling / Verarbeitung Naturfasern: Spinnlab der HSLU, Fa.Säntis Textiles,
    > Recycling von Polyester-Textilien: Fa.DePoly
    > Neue biobasierte Fasern aus Lignin: DITF, Fa.Oceansafe,
    > Wasserabweisende Fasern ohne PFAS: EMPA
  • Frankreich schreibt als erstes Land ab 2025 Mikrofaserfilter in neuen Waschmaschinen vor. Siehe planetcare.org

Was Du tun kannst

Foto: BF (Flohmarkt)

Bei Kleidern/Textilien haben die Kund*innen wie fast nirgendwo sonst einen entscheidenden Einfluss bezüglich Nachhaltigkeit:
  • Die beste Wirkung erzielst Du, wenn Du Deine Textilien möglichst lange in Gebrauch hast und z.B bei Flecken oder kleineren Defekten (kreativ) flickst oder flicken lässt und konsequent auf Naturfasern setzt.
  • Ansonsten kaufe wenn möglich Secondhand-Kleider; damit hilfst Du die Altkeiderberge zu reduzieren. Neben den lokalen Flohmärkten und traditionellen Secondhand-Shops wie Brockenhäuser, Hiob, Caritas, Rotkreuzshop etc. findest Du auch jede Menge online shops wie z.B. secondhandkiste.ch oder secondklick
  • Wenn Du doch neue Klamotten brauchst, vermeide Mischgewebe oder achte auf einen Gehalt von mind. 95% einer natürlichen Faser, möglichst in Bio-Qualität und von einer vertrauenswürdigen Organisation zertifiziert (wie z.B. GOTS.)
  • Bei Outdoor-Kleidern achte zudem auch auf eine möglichst natürliche Imprägnierung ohne PFAS, bzw. auf die Bezeichnung PFAS-frei oder PFC-frei.
Teil der Lösung zu sein fühlt sich einfach besser an! Komm zu uns ins Plastikfasten-Team von EconGood (ehemals Gemeinwohlökonomie) Schweiz und hilf mit, bewusste Konsument*innen beim Abbau ihres persönlichen Plastikverbrauchs zu unterstützen. Hast du ein grosses Netzwerk, das du für die Plastikfasten-community gewinnen könntest? Oder willst du einfach hier aktiv werden, ohne schon genau zu wissen, wie? Melde dich bei uns unter info@plastikfasten.ch oder ruf an: 076 391 48 42 (Gaby) oder 079 451 69 72 (Bruno).

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